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Als Videojournalist in Kriegs- und Krisengebieten

Training mit dem Düsseldorfer Sicherheits-Consultant Rainer Wischerath

Plötzlich hält er eine Pistole in der Hand. „Die habe ich zuerst gar nicht gesehen“, sagt eine Kursteilnehmerin. Eine andere meint: „Ich hatte einen echten Schock, auch wenn ich nur Zuschauerin war“.

Reaktion bei Bedrohung durch Waffen

Sicherheits-Consultant Rainer Wischerath versucht zu beruhigen: „Wenn eine Waffe auftaucht, sofort ‚Waffe’ sagen. Umstehende einbinden, zum Beispiel den Wirt, und sich mit ruhigen, gleichmäßigen Bewegungen zügig aus dem Schussfeld entfernen.“

Sicherheitstraining: Nicht echt aber real

Sicherheitstraining für Journalisten bei einem öffentlich-rechtlichen Sender: mit Messern, Pistolen und Maschinengewehren, einer Handgranate, die plötzlich in die Gruppe fliegt und einem illegalem Straßen-Checkpoint in der Tiefgarage. Alles nicht echt, aber dennoch real.

Jahrzehntelange Trainingserfahrung    

Trainer Rainer Wischerath hat schon einige Tausend  Journalisten, Polizisten und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen auf Auslandseinsätze in Kriegs- und Krisengebieten vorbereitet. Er war auch vor Ort tätig: im Balkan, in Haiti und in verschiedenen Ländern Afrikas.

Sicherheits-Bedenken bei Videojournalisten

„Aus dem Sicherheitsaspekt heraus“ hält Wischerath es teilweise für „bedenklich”, wenn Menschen allein auf sich gestellt in Kriegs- und Krisengebieten ihr Leben riskieren um verkaufbare Ton- oder Filmaufnahmen zu bekommen, „aber so ist nun mal die Realität.“

Seine Grenzen kennen

„Ich muss immer wissen, wie weit ich gehen will und bewusst Grenzen setzen“ sagt der Sicherheits-Experte. Niemals dürfe sich der Reporter völlig in die Hände seiner einheimischen Begleiter begeben: diese hätten durch ihre Kriegserfahrungen andere Grenzen, seien „oft sogar bereit für ihre Sache zu sterben“.

Umfeld im Auge behalten

Der Sicherheitsexperte empfiehlt: Sich gerade als Videojournalist, immer wieder bewusst von der Kamera lösen und das Umfeld analysieren. Denn, so Wischerath, „Journalisten haben ein Problem: wenn sie einer Story auf der Spur sind, vergessen sie oft völlig ihre Sicherheit.“

Bei Gefahr alleine entscheiden

Positiv sieht Wischerath im Videojournalismus: „Wer allein unterwegs ist muss sich bei Gefahr mit niemanden abstimmen. Wenn ich z.B. (nach einem Sicherheitstraining) höre, welche Art von Granaten wo einschlagen, kann ich blitzschnell entscheiden wohin ich mich wende.“

Kamera nicht übermäßig gefährdet

Dass VJ-Kameras eher geklaut würden, weil sie kleiner und leichter zu verkaufen seien, hält Wischerath für wenig wahrscheinlich: „Bei Kameras gilt: Je teurer desto attraktiver – notfalls werden dann eben die Einzelteile verkauft“, sagt er.

Das eigene Leben zuerst

Grundsätzlich gelten, laut Wischerath, für Videojournalisten die gleichen Sicherheitsregeln wie für jeden anderen Journalisten auch: Vor der Reise die Sicherheitslage klären, lebensgefährliche Gebiete meiden und sich mit einem Training vorbereiten. Vor allem aber, müsse man sich eines immer wieder vor Augen halten: „keine Story ist mein Leben wert“.

 

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